Shilouetten von Menschen vor dem Hintergrund von Hitzelinien, die den Klimawandel symbolisieren.

Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2030:
Recht auf Nachtarbeit
Mit dem „Nachtarbeitsgesetz“ hat die Regierung nun auf die steigende Erderwärmung reagiert und ist damit den Forderungen vieler Gewerkschaften, aller Arbeitgeberverbänden und den Ärztekammern gefolgt. Nach einer Übergangsphase von zwei Jahren müssen Unternehmen ihren Angestellten ermöglichen, auf Wunsch auch in den kühleren Nacht- bzw. Arbeitsstunden zu arbeiten. Körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien müssen im Sommer grundsätzlich in die Abendstunden verlegt werden. Wo dies nicht möglich ist, muss ein Tagegeldzuschlag gezahlt werden. Die Gewerkschaft für Einzelhandel verurteilt das neue Gesetz, da sie eine weitere Aufweichung des Ladenschlussgesetzes fürchtet.

Die zunehmende Hitze in Folge des menschengemachten Klimawandels hat Auswirkungen auf die Produktivität und die Gesundheit. Physische Arbeit wird zu einer tödlichen Belastung: Die Sterblichkeit bei einem Hitzschlag liegt zwischen 20% und 50% – und das Risiko nimmt durch Dehydrierung und erhöhter Luftfeuchtigkeit zu (Wet Bulb Effect). Besonders gefährdet sind ältere Arbeitnehmer und Menschen mit Vorerkrankungen. Auch die Unfallgefahr steigt durch hitzebedingte Konzentrationsschwächen drastisch an.
Schätzungen gehen davon aus, dass allein im Baugewerbe jährlich bis zu 2.4 Milliarden Euro durch Produktivitätseinbußen an „heißen Tagen“ (über 30 Grad) verloren gehen im Vergleich zu Jahren ohne „heiße Tage“. Die Zahl der Hitzetage wird sich bis 2050 voraussichtlich verdoppeln. Dazu kommen steigende Kosten für Krankenversicherungen: Allein die hitzebedingten Herz-Kreislauf-Probleme verursachen jährlich Gesundheitskosten in Millionenhöhe.
Die steigende Hitze wird unser Arbeitsleben fundamental verändern: Die Hitze wird tradierte Geschäftsnormen in Frage stellen, T-Shirts und kurzärmlige Business-Hemden in Büros immer alltäglicher. Arbeitsausfälle durch Hitze werden im Sommer zur Regel – sowohl was Mensch aber auch Material angeht. Arbeit wird sich – je nach Gewerbe – in die kühleren Abend- bzw. Morgenstunden verlegen.
Diese Verlagerung erfordert massive infrastrukturelle Anpassungen: Der öffentliche Nahverkehr muss rund um die Uhr verfügbar sein, Kinderbetreuung wird zum 24/7-Service, Verwaltungen müssen ihre Öffnungszeiten neu denken. Die Energiekosteneinsparung durch reduzierte Klimatisierung macht Nachtarbeit für viele Unternehmen attraktiv – der Investitionsbedarf für nachtgerechte Arbeitsplätze wird durch geringere Betriebskosten ausgeglichen.
Damit wird sich die Arbeitskultur weiter verändern und neue Berufsbilder hervorbringen – der Gang zu einem Biorhythmus-Coach ist vielleicht zukünftig völlig selbstverständlich. Hitze-Arbeitsschutzbeauftragte werden in Unternehmen genauso üblich sein wie Nachtzeit-Koordinatoren oder Klimaanpassungs-Manager. Es entsteht eine „Zwei-Schichten-Gesellschaft“ mit völlig neuen sozialen Herausforderungen für Familien und Partnerschaften.
Die Anpassung der Arbeitswelt an die Klimakrise wird zu einem der größten Transformationsprozesse unserer Zeit – mit weitreichenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.

Zur Situation in der Bauwirtschaft

Wie die Cool-Biz Bewegung die Business-Bekleidungsnormen in Japan ändern will.