Shilouetten von Menschen vor dem Hintergrund von Hitzelinien, die den Klimawandel symbolisieren.

Der Mega-Damm in der Nordsee

Es ist günstiger, die Nordsee mit einem Damm als Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel  einzuhegen, als es nicht zu tun. Denn die Evakuierung von KüstenbewohnerInnen, die Zerstörung von Infrastruktur und Städten in Meeresnähe und die damit verbundenen Folgeschäden kommen weitaus teurer als die rund 550 Milliarden Euro mit denen das Damm-Projekt beziffert wird. Das ist das Ergebnis einer bereits 2020 veröffentlichten Studie.

Nord-Europa ohne London, Hamburg, Stockholm … 

Die AutorInnen gehen davon aus, dass der Meeresspiegel pro Grad mehr über vor-industriellem Niveau um etwa 2.3 Meter ansteigt. Unsere gegenwärtigen (2020) Maßnahmen sprechen für eine Erwärmung um bis zu 4.9 Grad bis 2100. Ein Pegel-Plus von bis 1 bis 2 Meter bis 2100 beziehungsweise von bis zu 10 Metern bis 2500 ist daher realistisch. Städte wie Amsterdam, Kopenhagen, Edinburgh, Helsinki, London, Oslo, Riga, Stockholm, Tallin, Bremen, Hamburg, Rotterdam, St. Petersburg und Den Haag sind laut Studie unmittelbar bedroht. (Eine interaktive Karte hilft dabei, das zu visualisieren.)

Lieber billig Damm bauen, als teuer absaufen

In Zahlen: Etwa 25 Millionen Menschen in 15 Nord-Europäischen Ländern sind vom Anstieg des Nordsee-Spiegels betroffen. Mit ihnen natürlich die entsprechenden Wirtschaftsräume, das kulturelle Erbe und die mittelbaren Konflikte, die durch Migration entstehen.  Zwei Dämme, die Nord- und Ostsee vom Atlantik abtrennen, sollen die Küstenregionen vor diesen Schäden bewahren. Der Northern European Enclosure Dam (NEED) ist im Süden 161 Km lang und im Schnitt 85m tief (102m Max) und im Norden 476Km lang und maximal 321m tief. Die Autoren plädieren nicht für den Bau dieses Dammes.

Karte der Nordsee-Anrainer in dem der Verlauf des Damms eingetragen ist, der Europa vorm Meeresspiegel-Anstieg schützen soll.

Sie rechnen aber vor, dass selbst der Bau dieses Mammut-Projekts günstiger kommt, als nichts zu tun oder die Regionen zu evakuieren und das die Klimakatastrophe eine sehr teure Angelegenheit wird. Allein deswegen ist wirksamer Klimaschutz die beste Option, die im Moment allerdings nicht ergriffen wird. Beziffert wird der Bau dieses Damms mit 250 – 550 Milliarden Euro, die in einer veranschlagten Bauzeit von 20 Jahren auf die beteiligten Staaten umgelegt wird. Das entspricht einem Anteil von 0.15%-0.32% des Bruttosozialproduktes von Ländern wie Deutschland oder Dänemark und zeigt, dass dieses Dammprojekt finanzierbar ist. Aber:

NEED will heavily impact both marine and terrestrial ecosystems inside and outside of the enclosure and, as such, also have social and cultural implications and impact the tourism and fisheries industries.

NEED: The Northern European Enclosure Dam for if Climate Change Mitigation Fails

Insofern ist konsequenter Klimaschutz sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich die stabilste Maßnahme. Aber da es im Moment nicht danach aussieht, als stünde das besonders hoch auf der Agenda, können wir wohl zukünftig mit Produkten wie diesem rechnen.